Motivation - lern endlich verflixt nochmal!

 

Haben Sie auch schon einmal versucht, Ihr Kind mit einer Belohnung zum Lernen zu motivieren? Oder ihm vielleicht sogar Sanktionen und Bestrafung angedroht, falls es nicht endlich seine Aufgaben erledigt? „Zuckerbrot und Peitsche“, 10 Euro für eine 3 in Mathe oder Hausarrest, wenn der Französischtest wieder so schlecht ausfällt wie der letzte. Waren Sie mit dieser Strategie auf Dauer erfolgreich?

Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Motivationsarten gut zu funktionieren. Doch dann passiert folgendes: Es tritt ein Gewöhnungseffekt ein und der Anreiz muss nun größer und attraktiver werden. 

Beim Androhen von Strafen wird nur gelernt, um Schlimmeres zu vermeiden. Und da wir wissen, dass Lernen immer auch die vorherrschende Emotion mit verknüpft, nach dem Motto: Lernen = Angst vor Strafe, ist auch das keine erfolgreiche Strategie. 

 

Belohnungssystem im Hirn: 

Glücksgefühl --> Motivation und Belohnung

 

Doch wie sieht es mit der Motivation aus, die von innen kommt, also in uns selbst entspringt? 

Aus Eigenmotivation heraus leisten Menschen Unglaubliches. Sie springen mit dem Fallschirm aus der Stratosphäre oder steigen ohne Sauerstoffgerät auf die höchsten Berggipfel. So motivierte Menschen haben etwas vor Augen - ein „Motiv“, ein Zielbild oder einfacher gesagt, sie haben einen Grund. 

Mit einem Ziel oder einem guten Grund ist unsere Handlungsbereitschaft höher, und somit auch das Aktivierungspotenzial in den Nervennetzen. D.h., der Mensch hat Lust auf eine bestimmte Tätigkeit und löst damit eine Kettenreaktion im Gehirn aus. Es aktiviert den Botenstoff Dopamin, der uns richtig gute Gefühle beschert und und so „intrinsisch“ motiviert und belohnt. Dopamin ist der Grund, warum wir uns anstrengen um uns gut zu fühlen. 

 

Motivation fürs Lernen

 

Um uns nun so richtig für das Lernen zu motivieren hat die Natur den Menschen mit einem weiteren Dopamin-agierenden System ausgestattet, dem Kapiertrieb.

Mit dieser Strategie empfinden wir Lust, Freude und Glücksgefühle (innere Belohnung), wenn wir durch Nachdenken etwas „Neues“ verstanden haben. Eine mathematische Erkenntnis oder die Pointe eines Witzes. 

Wichtig dabei ist es zu wissen, dass der Kapiertrieb nur dann anspringt, wenn die Aufgabe uns weder unter- noch überfordert.  Ein hochbegabtes Kind wird nicht lernbereit sein wenn es sich dem langsamen Tempo der Klasse anpassen muss genauso wie ein überfordertes Kind irgendwann abschaltet. 

Gelingt es durch eine richtig dosierte Aufgabe den Kapiertrieb zu aktivieren, dann kommt der WOW-Effekt. Der Botenstoff Dopamin regt die Ausschüttung von körpereigenen Opiaten an, ein Cocktail an Substanzen, der uns ganz euphorisch werden lässt. An dieses Gefühl koppeln wir das Ergebnis unseres Denkprozesses, also das was wir verstanden haben und speichern es im Gedächtnis ab. Ebenso ankern wir die Umgebung (Kontext) in der wir das Aha-Erlebnis hatten. 

 

Wie soll ich mich als Mutter/Vater nun verhalten?

 

Was heisst das nun in Bezug auf unsere „Sprösslinge“?

Dass wir unsere Kinder nicht auf Dauer zum Lernen motivieren können ist nun klar. Oder können Sie in ihrem Kind Hunger erzeugen, wie es der Neurologe und Lernexperte Manfred Spitzer einmal auf den Punkt brachte? 

 

Fassen wir zusammen:

 

  • äussere Belohnungen, z.B. in Form von Geld etc. sind nur begrenzt wirksam, im schlechtesten Falle zerstören sie sogar die Eigenmotivation.
    Selektiv und sparsam eingesetzt, z.B. um ab und an mal ein kleines Motivationsloch zu stopfen kann man gerne mal einen Kinobesuch, einen Ausflug oder neue Rollen fürs Longboard spendieren.
  • Eigenmotivation braucht einen Grund!
    Ein Ziel, für welches das Kind sich begeistern kann und somit eine größere Handlungsbereitschaft aufbringt (Dopamin-Kettenreaktion!!!).
    Wichtig dabei: Es muss das Ziel Ihres Kindes sein, nicht Ihr eigenes :)).
    Wenn Sie eine 2 in Mathe als ein adäquat ansehen, könnte es sein dass ihr Kind das ganz anders sieht und eine 4 für ausreichend hält. Dahingegen sind bessere Englischkenntnisse hilfreich beim Programmieren, weshalb ihr Kind sich entscheidet, seinen Wortschatz in Englisch zu steigern.
    Inspirieren und unterstützen Sie Ihr Kind beim Setzen seiner eigenen Ziele!
  • Die Aufgaben richtig dosieren, also fordern jedoch nicht überfordern, damit der Kapiertrieb anspringen kann. Ist ein Kontext (z.B. Lernen auf dem Sofa) mit einem Aha-Erlebnis verknüpft, wird die Lernbereitschaft dort am größten sein (man will ja, dieses euphorische Gefühl wieder erleben).
  • Größere Ziele in Teilziele einteilen. Das verschafft dem Schüler nach jeder erledigten Teilaufgabe ein wohltuendes Gefühl und steigert so erneut die Aufmerksamkeit (Dopamin!!)
  • Und last but not least: Loben Sie Ihr Kind und zeigen Sie ihm, dass Sie das achten, was es schon bis jetzt geschafft hat.

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